Kategorie Erfolgsgeschichte Gesundheit

Schmerztherapie mit Cannabis: VdK erstreitet Kostenübernahme

Von: Jörg Ciszewski

Der VdK Niedersachsen-Bremen hat vor dem Sozialgericht Oldenburg durchgesetzt, dass die Krankenkasse eines Mitglieds die Kosten für eine Schmerzbehandlung mit Cannabis übernehmen muss.

Eine ältere Frau sitzt an einem Küchentisch, sie sieht besorgt und niedergeschlagen aus. Auf dem Tisch vor ihr liegt ein Brief, daneben ihre Lesebrille. Sie stützt den Kopf in die Hand.
© VdK

VdK-Mitglied leidet unter chronischer Schmerzstörung

Ständige Gelenk- und Rückenschmerzen überschatten den Alltag von Nadine F. (Name der Redaktion bekannt) seit vielen Jahren. Die Ärzte haben bei der 46-Jährigen neben einer chronischen Schmerzstörung und einer depressiven Erkrankung auch Arthrose festgestellt. Die Verschleißerkrankung verschlimmerte sich im Laufe der Jahre, weil die übergewichtige Frau in ihrem Beruf körperlich stark beansprucht wurde. Sie war bis zu ihrer Erkrankung vor drei Jahren als Altenpflegehelferin und im Fahrdienst tätig. 

Hinzu kommt, dass sie nach mehreren Darm- und Magenoperationen mittlerweile bestimmte Medikamente nicht mehr verträgt. Von dem als Schmerzmittel verschriebenen Opioid Tilidin war sie abhängig geworden. Ihr Gesundheitszustand und die vielen erfolglosen Behandlungen veranlassten ihren Schmerzarzt schließlich dazu, eine Cannabis-Therapie zur Linderung zu empfehlen. Außerdem sollte sie dadurch von dem Opioid Tilidin entwöhnt werden. 

Kasse lehnt Antrag auf Kostenübernahme ab

Zunächst zahlte sie das Cannabis-Medikament Dronabinol vier Monate selbst, um es auszuprobieren. Die Schmerzen gingen zurück, sie konnte wieder besser schlafen, und Entzugserscheinungen vom Tilidin blieben aus.

Daraufhin stellte sie bei der Krankenkasse einen Antrag auf Kostenübernahme. Diese lehnte jedoch ab. Auch dem Widerspruch des Externer Link:Oldenburger VdK-Kreisverbandsgeschäftsführer Dirk Künzel wurde nicht stattgegeben. Kosten für Cannabis-Medikamente könnten nur übernommen werden, wenn keine Therapiealternative hilft, schrieb die Kasse. 

VdK klagt und setzt Cannabis-Therapie durch

Künzel klagte und wies mithilfe ärztlicher Gutachten nach, welche Behandlungen bisher erfolglos waren. In einer Abwägung machte er deutlich, dass für Nadine F. keine andere Therapie mehr als die mit Dronabinol erfolgversprechend sei. Aufgrund eines Magenbypasses und ihrer Opioid-Abhängigkeit kämen bestimmte Schmerzmittel aus gesundheitlichen Gründen nicht in Betracht. 

Die Richterin gab dem VdK schließlich Recht. Seit Juli übernimmt die Krankenkasse die Kosten für das Präparat. Nadine F. hat durch die Cannabis-Therapie wieder mehr Kraft zurückgewonnen, um ihren Alltag zu organisieren. Dafür ist sie dem VdK und Dirk Künzel sehr dankbar.