Alte Rollenmuster machen Frauen arm!
Die heute vom Landesamt für Statistik Niedersachsen veröffentlichte Lohnlücke zwischen Frauen und Männern (Gender Pay Gap) kommentiert Gunda Menkens, Landesfrauenvertreterin des Sozialverbands VdK Niedersachsen-Bremen, wie folgt:
„Frauen verdienen im Schnitt 16 Prozent weniger als Männer. Schuld daran sind gar nicht so sehr ungleich bezahlte Jobs, sondern vielmehr die immer noch vielerorts traditionelle Rollenaufteilung!

Die Auswertung macht es ganz deutlich: Bis 25 Jahre verdienen Frauen und Männer etwa gleich viel. Danach aber geht die Schere weit auseinander. Spätestens wenn Kinder oder zu pflegende Angehörige ins Spiel kommen, reduzieren überwiegend Frauen ihre Arbeitszeit und übernehmen den größten Teil der unbezahlten Sorgearbeit. Der Grund dafür liegt in unserem Sozialstaat begründet: Er ist auf pflegende Angehörige und unbezahlte Erziehungsarbeit angewiesen – anders funktioniert er nicht, denn entsprechende Strukturen wie verlässliche Ganztagsbetreuung für Kinder und Pflegebedürftige sind einfach nicht ausreichend vorhanden. So entsteht schon während des Erwerbslebens ein gewaltiger Verdienstunterschied zwischen Frauen und Männern: Mütter mit Kindern unter drei Jahren arbeiten zu 73 Prozent in Teilzeit, bei den Vätern sind es gerade mal 8 Prozent.
Da die unbezahlte – und leider oft unsichtbare – Sorgearbeit von unserem System aber nicht entsprechend honoriert wird, entsteht gleich im Anschluss die fast noch schlimmere Rentenlücke: Denn eine Frau, die genau die Rolle übernimmt, die das System von ihr verlangt, wird bei der Rentenzahlung dafür paradoxerweise auch noch bestraft. Altersarmut lässt dann grüßen.“
Der VdK Niedersachsen-Bremen fordert deshalb verlässliche Ganztagsbetreuung in Kindertagesstätten und Schulen sowie ein ausreichendes Angebot von Tagespflegeplätzen. Außerdem müssen Frauen und Männer unbezahlte Sorgearbeit gemeinsam übernehmen. Hier muss ein Umdenken stattfinden: familienfreundliche Unternehmenskulturen, verlässliche Betreuungsangebote und eine Ausgestaltung des Elterngeldes, die die gleichberechtigte Aufteilung unbezahlter Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen fördert anstatt Geschlechterrollen zu zementieren.